Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Allenfalls Besserstellung, aber keine Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Eine Kurzstudie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zum „Tag der deutschen Einheit“ 2023 ergab: Bei der Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt habe es zwar Fortschritte gegeben, insgesamt sei aber die berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen noch immer schlechter als die der Männer. Vor allem in den Bereichen Erwerbsbeteiligung, Arbeitszeit, Entlohnung, Aufstiegsmöglichkeiten und Alterssicherung seien die Unterschiede zwischen den Geschlechtern noch immer beträchtlich, vor allem in Westdeutschland. Im Ganzen verlaufe die Gleichstellung im Osten „etwas fortschrittlicher“ als im Westen, jedoch lägen die Einkommen der Frauen im Osten niedriger als im Westen. Die WSI-Studie hält vor allem im Westen den weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsangebote, die finanzielle Aufwertung der frauendominierten Berufe und den Wegfall des steuerlichen Ehegattensplittings für geboten.

Quelle: fpd 840

Frauen der Babyboomergeneration arbeiten im Alter länger als frühere Generationen

Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), in Zusammenarbeit mit dem Max­ Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR), zeigt, dass Frauen der Altersgruppe 55 bis 64 – sogenannte „Babyboomer“ – deutlich mehr Zeit in bezahlten Jobs verbringen als dies bei Frauen früherer Generationen der Fall war. Demnach waren, bei einer für die Altersgruppe 55 bis 64 Jahre rechnerisch maximal möglichen Erwerbsdauer von 10 Jahren, 1941 geborene Frauen im Durchschnitt 2,6 Jahre in durchgehender Vollzeitbeschäftigung erwerbstätig. Bei den Frauen des Geburtsjahrgangs 1955, lag der Wert mit 4,8 Jahren hingegen fast doppelt so hoch. Grund hierfür seien politische Reformen der Bereiche Arbeitsmarkt und Rente sowie ein höheres Bildungsniveau und ein gesünderes Altern als vorherige Generationen, so das BiB.

Deutliche Unterschiede Im Ost-West-Vergleich
Bei einem Ost-West-Vergleich fallen jedoch deutliche Unterschiede auf. So habe sich gezeigt, dass zum Zeitpunkt der Studie auf Basis von Daten des Mikrozensus, 1955 geborene westdeutsche Frauen mit 4,6 Jahren, gegenüber ostdeutschen Frauen mit 5,5 Jahren, die niedrigste Erwerbslebensdauer beider Geschlechter im Alter zwischen 55 und 64 Jahren hatten. „Die Differenzen erklären sich vorrangig durch Unterschiede bei den geleisteten Arbeitsstunden“, so Elke Loichinger, Forschungsgruppenleiterin am BiB. Weiter: „So haben ältere westdeutsche Frauen zwar ähnlich hohe Erwerbstätigenquoten wie ältere ostdeutsche Frauen, letztgenannte absolvieren aber durchschnittlich deutlich mehr Stunden pro Woche. Hier scheint sich positiv auszuwirken, dass in den betrachteten Generationen ostdeutsche Frauen schon von einer gut ausgebauten Kinderbetreuung profitieren konnten, während viele westdeutsche Frauen mit der Mutterschaft ihre Arbeitszeit erheblich reduzierten.“ Ob mögliches Potenzial für Anstiege, besonders für Frauen in Westdeutschland, erschlossen werden könne, hänge z. B. von arbeitsmarktpolitischen Anreizen, wie Flexibilität der Arbeitszeitgestaltung, ab. Auch die Ausübung unbezahlter Sorgearbeiten innerhalb der Familie könne bezahlter Erwerbsarbeit entgegenstehen.

Quelle: fpd 840

Daten zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen in Deutschland bisher lückenhaft

Die Berichterstattungsstellegeschlechtsspezifische Gewalt des Deutschen Instituts für Menschenrechte (DIMR) hat einen ersten Bericht über die Datenlage zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Deutschland veröffentlicht. Der Bericht, der vom Bundesfrauenministerium geförderten Stelle, liefere „erstmals einen umfassenden Überblick über bestehende Erhebungen sowie Potenziale und Herausforderungen für ein menschenrechtsbasiertes indikatorengestütztes Monitoring geschlechtsspezifischer Gewalt in Deutschland“ und stelle „dabei systematisch dar, zu welchen relevanten Themenbereichen und Fragestellungen der Istanbul-Konvention (IK) administrative Daten auf Bundes- und Landesebene vorhanden sind und wer diese Daten bereitstellen kann“, so das DIMR.
Dem Bericht vorausgegangen war, dass die Expertengruppe GREVIO zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in ihrem Evaluationsbericht 2022 darauf aufmerksam machte, dass die Datenerhebung zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Deutschland lückenhaft sei. Eine besondere Herausforderung stelle das Fehlen einer einheitlichen juristischen Definition des Begriffs „Femizide“ dar.

Bericht: www.institut-fuer-menschenrechte.de/aktuelles/detail/geschlechtsspezifische-gewalt-in-deutschland-was-die-daten-ans-licht-bringen

Quelle: fpd 839

Frauen tragen die überwiegende Last bei der Organisation des (Familien-)alltags

Ein Report des Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung kommt zu folgendem Ergebnis: „Unabhängig davon, ob sie in Teilzeit oder Vollzeit arbeiten und insbesondere, wenn Kinder im Haushalt leben, sind es zumeist die Frauen, die den Alltag organisieren.“ Dem Report zufolge hat die Befragung von 4.500 Erwerbspersonen ergeben, dass die kognitiven Aufgaben im Haushalt – notwendige Alltagsaufgaben planen, organisieren und an sie denken – zu 62 Prozent Frauensache und nur zu 20 Prozent Männersache sind. Neben der Aufteilung von Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen zeige somit auch der sogenannte „Mental Load“ eine zentrale Dimension partnerschaftlicher bzw. geschlechtsspezifischer Ungleichheit. Der deutlich höhere Anteil, den Frauen bei der Alltagsorganisation übernehmen, spiegle sich auch in einem höheren Belastungsempfinden wider. So hätten Frauen bei der Frage nach ihrer Belastung durch kognitive Aufgaben einen geschätzten Wert von 3,3 auf einer Siebener Skala angegeben.

Den Report finden Sie unter: www.boeckler.de/delfaust-detail.htm?sync_id=HBS-008679

Quelle: fpd 839

Kinderbetreuung, Pflege, Weiterbildung: Teilzeit muss man sich leisten können

In einer aktuellen Postbank-Studie heißt es: „Kinderbetreuung, die Pflege von Angehörigen, Weiterbildung oder endlich mehr Zeit für das Hobby, es gibt viele gute Gründe, seine Arbeitszeit zu reduzieren. Weniger Wochenstunden bedeuten allerdings auch geringeren Monatslohn – und das muss man sich leisten können.“ Der Studie zufolge reicht „knapp jedem zweiten Teilzeitbeschäftigten (41 Prozent) mit einer Wochenarbeitszeit zwischen 8 und 29 Stunden sein aktuelles Gehalt nicht, um seine Lebenshaltungskosten zu bezahlen“. „Insbesondere familienbedingte längere Erwerbsunterbrechungen führen zu deutlichen Lohneinbußen beim Wiedereinstieg in das Berufsleben, der nicht selten in Teilzeit erfolgt“, betonte Susanne Wanger vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). „Darüber hinaus bremsen Teilzeitphasen den Aufstieg in Führungspositionen.“ Laut der Postbank-Studie, für die YouGov im April über 1000 Arbeitnehmer*innen befragte, erwarten nur 39 Prozent derjenigen, die mit reduzierter Stundenzahl arbeiten, in den kommenden 12 Monaten eine Gehaltserhöhung. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten, die mit steigenden Bezügen rechnen, liege mit 57 Prozent deutlich höher.

Quelle: fpd 839

„Berufstätigkeit beider Elternteile bei Paaren mit minderjährigen Kindern ansteigend“

Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte, basierend auf Daten des Mikrozensus, mit, dass der Anteil erwerbstätiger Mütter minderjähriger Kinder von 60 Prozent im Jahr 2005 auf 69 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist. Der Anteil erwerbstätiger Väter minderjähriger Kinder sei im selben Zeitraum um 4 Prozent auf 92 Prozent gestiegen. Ein Grund für die Anstiege könne der Ausbau der Kinderbetreuung sein, so Destatis weiter. Angesichts der Zielsetzung des 2007 eingeführten Elterngelds, Väter stärker an der Betreuung der Kinder zu beteiligen, sei jedoch bemerkenswert, dass die Erwerbstätigenquote auch bei Vätern mit kleinen Kindern gestiegen sei, wenngleich deutlich geringer als bei Müttern.
Zudem habe die Auswertung gezeigt, dass im Jahr 2022 bei 66 Prozent aller gemischtgeschlechtlichen Paare mit minderjährigen Kindern beide Elternteile erwerbstätig gewesen seien; bei 26 Prozent nur der Vater, bei 3 Prozent nur die Mutter. Im Jahr 2005 seien dagegen bei nur 54 Prozent der Elternpaare beide Partner, bei 34 Prozent nur der Vater und bei 5 Prozent nur die Mutter erwerbstätig gewesen.

Die Studie finden Sie unter: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/08/PD23_323_12.html

Quelle: fpd 839