22.03.2023 | 2023, Frauen in Wirtschaft und dem Öffentlichen Dienst
Das Statistische Bundesamt (DESTATIS) teilte mit, dass „Frauen im Jahr 2022 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient [haben] als Männer.“ Frauen erhielten demnach mit 20,05 Euro einen um 4,31 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (24,36 Euro). Im langfristigen Vergleich sank der unbereinigte Gender Pay Gap: Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 betrug der geschlechterspezifische Verdienstabstand noch 23 Prozent. Nach wie vor ist der unbereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland deutlich kleiner als in Westdeutschland: In Ostdeutschland lag er im Jahr 2022 bei 7 Prozent, in Westdeutschland bei 19 Prozent (2006: Ostdeutschland: 8 Prozent, Westdeutschland: 24 Prozent).
Für 2022 hat das Statistische Bundesamt die Ursachen des Verdienstunterschieds zwischen Frauen und Männern erstmals anhand der neuen Verdiensterhebung analysiert: „Ausgehend vom unbereinigten Gender Pay Gap (2022: 18 Prozent) lassen sich rund 63 Prozent der Verdienstlücke durch die für die Analyse zur Verfügung stehenden Merkmale erklären. Die wichtigsten Ursachen für den Verdienstabstand sind demnach zum einen darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird. Zum anderen arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit, was auch mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht.“
Quelle: fpd 824
15.03.2023 | 2023, Frauen und Gesellschaft
Ein Wissenschaftsteam des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) kommt nach der Analyse auf breiter europäischer Datenbasis zu folgendem Ergebnis: „Kinder und Jugendliche wiesen während der coronabedingten Schulschließungen zu 75 Prozent häufiger Depressionssymptome auf, als vor der Pandemie.“ Im Vergleich dazu habe sich die Häufigkeit für solche Depressionssymptome im Zeitraum ohne Schulschließungen nur um 27 Prozent erhöht. Damit laute das Kernergebnis der Studie: „Je strikter die Eindämmungsmaßnahmen, wie Schulschließungen, waren, umso größer war die Zunahme von Depressionssymptomen.“ Die Analyse belege darüber hinaus einen generellen Anstieg depressiver Symptome, vor allem bei männlichen Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren. Bei der Auswertung klinisch relevanter Depressionsraten zeige sich ebenfalls ein Anstieg, der hingegen klar bei weiblichen Kindern und Jugendlichen liege.
Das BiB-Expertenteam schlussfolgert, dass eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von depressiven Symptomen bei Kindern und Jugendlichen eine wichtige Bedeutung für die öffentliche Gesundheitsfürsorge spiele. Dabei sei es nötig, Angebote wie Familienberatung, Schulsozialarbeit und Therapieplätze auch kurzfristig zugänglich zu machen.
Studie in englischer Sprache: https://capmh.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13034-022-00546-y
Quelle: fpd 823
15.03.2023 | 2023, Frauen und Gesellschaft
Aus dem factsheet „Kinder- und Jugendarmut in Deutschland“ der Bertelsmann-Stiftung geht hervor, dass mehr als jedes fünfte Kind hierzulande von Armut bedroht ist. Die Zahlen deuten darauf hin, dass 2021 knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland als armutsgefährdet galten. Überdurchschnittlich betroffen seien junge Menschen in Familien mit mehr als drei Kindern und in alleinerziehenden Familien, v. a. in alleinerziehenden Mehrkindfamilien (86 Prozent). Grund hierfür seien fehlende Kinderbetreuungsangebote und aufwändige Sorge- und Betreuungsverantwortung, die es oft unmöglich mache, einer umfänglichen Erwerbstätigkeit nachzugehen.
Das höchste Armutsrisiko aller Altersgruppen hierzulande hätten mit 25 Prozent junge Erwachsene von 18 bis 25 Jahren. Frauen seien dabei stärker betroffen als Männer, Ostdeutsche häufiger als Westdeutsche. Ohne Unterstützung der Eltern, z. B. in Ausbildung und Studium, sei es vielen nicht möglich, ihre Existenz zu sichern, was die Chancen junger Menschen weiterhin zu stark vom Elternhaus abhängig mache.
Anette Stein, Director Bildung und Next Generation der Stiftung, erklärt: „Wer als junger Mensch in Armut aufwächst, leidet täglich unter Mangel, Verzicht und Scham und hat zugleich deutlich schlechtere Zukunftsaussichten“. Aus Sicht der Stiftung unterstreichen die Daten „die Notwendigkeit die Bekämpfung der Kinder- und Jugendarmt zur politischen Priorität zu machen“. Zentrales Instrument hierfür sei die angekündigte Kindergrundsicherung, zu deren Gestaltung es jedoch erforderlich sei, „junge Menschen zu beteiligen und sie regelmäßig zu ihren Bedarfen zu befragen“.
Alle Daten des factsheets unter: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/factsheet-kinder-und-jugendarmut-in-deutschland
Quelle: fpd 823
15.03.2023 | 2023, Frauen und Gesellschaft
Lisa Paus, Bundesfrauenministerin, hat namhafte Expertinnen und Experten für den Vierten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung berufen. Die Sachverständigenkommission nimmt unter der Leitung von Prof. Dr. Silke Bothfeld, Hochschule Bremen, ihre Arbeit auf. Ihr Schwerpunktthema ist die Gleichstellung in der ökologischen Transformation.
Bundesministerin Paus: „Die ökologische Umstellung unseres Wirtschaftens und Handelns beeinflusst unsere Arbeitswelt, unsere Ernährung und Gesundheit ebenso wie unser Miteinander in der Gesellschaft. Viele Aspekte der Klimakrise treffen Frauen und Männer unterschiedlich und berühren deshalb Fragen der Gleichstellung. Ich freue mich, dass wir diese Sachverständigenkommission und Prof. Silke Bothfeld gewinnen konnten. Dank ihrer Expertise sollen Handlungsempfehlungen entstehen, mit denen wir die ökologische Transformation geschlechtergerecht gestalten können.“ Die Sachverständigenkommission erstellt bis 2025 ein Gutachten als Bestandteil des Vierten Gleichstellungsberichts. Sie arbeitet ehrenamtlich und unabhängig. Sie besteht aus elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich in unterschiedlichen Fachbereichen (Wirtschaftswissenschaften, Jura, Sozialwissenschaften, Geografie, Ingenieurwesen) mit Aspekten der ökologischen Transformation befassen. Die Bundesstiftung Gleichstellung begleitet diese Arbeit.
Quelle: Pressemitteilung BMFSFJ
8.03.2023 | 2023, Frauen und Gesellschaft
Die Städte Nürnberg, Tübingen, Mannheim, Köln und Flensburg sind mit dem „Gender Award – Kommune mit Zukunft 2023“ der Bundesarbeitsgemeinschaft (SAG) kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen für ihre „vorbildliche Gleichstellungsarbeit“ ausgezeichnet worden. Der erste Platz ging in der Kategorie Großstadt an Nürnberg, in der Kategorie Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnerinnen an Tübingen. Wie den Preisträgern mitgeteilt wurde, überzeugte die Stadt Nürnberg „unter anderem mit ihrem besonderen strukturellen Konzept für Gleichstellung in der Kommune und ihrer Vernetzung innerhalb der Verwaltung. Die Stadt hat es geschafft, Gender Budgeting (geschlechtergerechte Verteilung von Haushaltsmitteln) in der Kommune umzusetzen und dafür eigene personelle Ressourcen bereitzustellen. Neben der Förderung von Frauen werden auch Männer als Akteure und Adressaten von Maßnahmen zur Gleichstellung angesprochen, zum Beispiel durch den jährlich stattfindenden Männertag und einem Programm für Väter und Kinder.“
Tübingen habe es als kleinere Kommune „geschafft, der Europäischen Gleichstellungscharta beizutreten und einen umfangreichen Aktionsplan aufzulegen. Die Verwaltung hat das Jubiläum zu 100 Jahren Frauenwahlrecht strategisch genutzt, um zuerst ein Aktionsbündnis aufzubauen und dann den Beitritt zur Charta vorzubereiten. Deutlich erkennbar ist außerdem das Ziel, traditionelle Geschlechterstereotype und Rollenstrukturen aufzubrechen.“
Weitere Informationen: https://www.frauenbeauftragte.org/gender-award-2023
Quelle: fpd 823
8.03.2023 | 2023, Frauen und Gesellschaft
Eine repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des WDR zeigte im September 2022, dass gendergerechte Sprache für „vielen Deutschen nicht so wichtig“ sei (Die Umfrage wurde im Februar 2023 veröffentlicht). Die Ergebnisse der Befragung von 1.000 Personen wurden mit denen einer Umfrage vom September 2020 verglichen und wie folgt beschrieben:
„Für fast zwei Drittel der Menschen spielt gendergerechte Sprache danach kaum oder gar keine Rolle, das sind etwas mehr als vor zwei Jahren. Dafür ist sie eher für Jüngere relevant, bei älteren Zielgruppen ist die Ablehnung größer. Gefragt nach ihrer Haltung zum Thema gaben 41 Prozent der Befragten an, dass ihnen das Thema gar nicht wichtig sei (Zum Vergleich: 2020 waren es 30 Prozent). Sehr wichtig finden es nur 16 Prozent (2020 waren es noch 19 Prozent).“
Quelle: fpd 823