Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

BKA meldet einen deutlichen Anstieg der Zahl der Opfer häuslicher Gewalt

Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt hierzulande ist im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent angestiegen. Diese Zahl meldete das Bundeskriminalamt (BKA), in seinem aktuellen „Bundeslagebild Häusliche Gewalt 2023“. Demnach wurden „256.276 Menschen in Deutschland im Jahr 2023 Opfer häuslicher Gewalt, 70,5 Prozent davon weiblich“. 75,6 Prozent der Tatverdächtigen seien Männer.
Im Bereich der Partnerschaftsgewalt sei die Anzahl der Opfer um 6,4 Prozent auf 167.865 Opfer gestiegen, 79,2 Prozent davon Frauen, 77,6 Prozent der Tatverdächtigen Männer. Die Mehrheit sowohl der Opfer als auch der Tatverdächtigen sei zwischen 30 und 40 Jahre alt. Zudem habe die Hälfte der Opfer im Bereich der Partnerschaftsgewalt mit der tatverdächtigen Person zusammengelebt. 155 Frauen seien 2023 durch Partner oder Ex-Partner getötet worden. Im Vorjahr habe die Zahl bei 133 gelegen.

Quelle: fpd 856, www.bka.de/haeuslichegewalt

Konferenz der Gleichstellungsministerinnen und -minister der Länder

Die Konferenz der Gleichstellungsministerinnen und -minister der Länder (GFMK), hat sich im Rahmen ihrer Hauptversammlung 2024, am 13. und 14. Juni in Ludwigsburg, getroffen.

GFMK beschließt: „Schwangerschaftsabbrüche in der Frühphase legalisieren“
Die GFMK hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, „Schwangerschaftsabbrüche in der Frühphase zu legalisieren“. In dem Beschluss fordert die GFMK Bundestag und Bundesregierung auf, in einem ersten Schritt einen Regelungskatalog und Regelungsvorschläge für eine Fristenlösung für die ersten zwölf Wochen, außerhalb des Strafrechts, vorzulegen. Befürwortet werde in dem Zusammenhang, im Einklang mit den aktuellen Empfehlungen des UN-Frauenausschusses gegenüber Deutschland, anlässlich des 9. CEDAW-Staatenberichts, anstelle der vorgeschriebenen Pflichtberatung das Recht auf eine freiwillige und kostenfreie Beratung im Schwangerschaftskonflikt einzurichten. Zudem müsse, im Einklang mit dem Bericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin, der bestehende umfassende und finanziell abgesicherte Rechtsanspruch auf Schwangeren-, Familienplanungs- und Sexualberatung beibehalten werden. Die Kostenregelung des Schwangerschaftsabbruchs sei entsprechend neu zu treffen, so die GFMK.

GFMK beschließt einstimmig den Beitritt zum Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“
Die Konferenz hat sich ebenfalls einstimmig für einen Beitritt zum Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ ausgesprochen. Mit dem Beitritt untermauere die GFMK „ihr intensives Engagement gegen jegliche Formen von Sexismus“, heißt es von der Staatssekretärin im Niedersächsischen Gleichstellungsministerium, Christine Arbogast. Arbogast wörtlich: „Immer noch werden viele Menschen im Laufe ihres Lebens mit Sexismus oder sexualisierter Gewalt konfrontiert. Das dürfen und wollen wir so nicht hinnehmen. Ich freue mich sehr darüber, dass heute alle 16 Länder einem Beitritt der GFMK in das Bündnis zugestimmt haben. Mit diesem leider immer noch notwendigen Schritt zeigen wir, dass wir nicht einfach nur tatenlos zusehen werden. Für eine effektive Bekämpfung bedarf es eines breiten Zusammenschlusses aus allen gesellschaftlichen Bereichen, weil es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, jeder Form von Sexismus entgegenzutreten. Dazu bekennen wir uns in aller Deutlichkeit und setzen uns in den Bundesländern für notwendige Maßnahmen ein, um Sexismus zu verhindern und zu beenden, aber auch Betroffene zu unterstützen.“

Alle Beschlüsse der 34. GFMK, unter Vorsitz Baden-Württembergs: https://www.gleichstellungsministerkonferenz.de/documents/beschluesse-und-entschliessungen-der-34-gfmk_extern_2_1720522746.pdf

Quelle: fpd 856

Wahlprogramme offenbaren das Frauenbild rechtspopulistischer Parteien in Europa

Die Friedrich-Naumann-Stiftung „Für die Freiheit“, die die Wahlprogramme ausgewählter rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien in Europa analysiert hat, meldete: „In den rechtspopulistischen Parteien Europas werden als Frauen diejenigen verstanden, die heterosexuell sind, in einer Ehe mit einem Mann leben und keinen Migrationshintergrund haben. Frauen werden besonders dann als Frauen betrachtet, wenn sie Schwangerschaftsabbrüche ablehnen und viele Kinder gebären wollen“. Untersucht worden sei, wie die Parteien, u. a. die AfD Deutschland, „Gleichstellung und geschlechtsspezifische Themen bewerten, in Zukunft fördern oder gar gezielt einschränken wollen“. Das Familienbild der Parteien sei „traditionell, heteronormativ“ und zeichne sich „alleinig durch eine Ehe zwischen Mann und Frau aus“. Eine Ausnahme sei die französische Partei „Rassemblement National“, die auch alleinerziehende Mütter fördern wolle.

Zum EU-Wahlprogramm der AfD lautet die Analyse der Stiftung: „Die AfD schreibt in ihrem Europawahlprogramm, dass sie Chancengleichheit für Frauen und Männer anstrebt und die gesellschaftliche Ungleichbehandlung von Männern und Frauen nicht toleriert. Als Untermauerung wird eine Ablehnung von Kinder-, Viel- und Zwangsehen, und auch von Genitalverstümmelung und Vollverschleierung genannt. Die Vollverschleierung soll nach französischem Vorbild im öffentlichen Raum verboten werden. Nach Interpretation der AfD zerstören EU- und UN-Institutionen die europäische Vielfalt von Traditionen, Sprachen und Regionen durch die Förderung von Inklusion, Chancengleichheit, Diversität und Geschlechtergerechtigkeit. Die AfD kritisiert die EU-Förderung von Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit und zeigt damit, dass sie nicht für eine volle Umsetzung von Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen einsteht. Vielmehr sollen Frauen in traditionelle Rollen zurückgedrängt werden.“

Quelle: fpd 854, www.freiheit.org/de/deutschland/frauenbild-und-frauenrechte-eine-analyse-von-rechtspopulistischen-parteiprogrammen-vor

Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 verzeichnet einen Anstieg von Straftaten

Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden 2023 in Deutschland 507.927 weibliche Personen (40,7 Prozent) und 741.402 männliche Personen (59,3 Prozent) Opfer von Straftaten, was ein Plus von insgesamt 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeute. Mit einem Plus von 2,2 Prozent seien 2023 hierzulande 11.617 Frauen gegenüber 680 Männern, Opfer von „Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen im besonders schweren Fall einschl. mit Todesfolge“ geworden. Zudem belege die Statistik 51.715 weibliche Opfer von „gefährlicher und schwerer Körperverletzung einschl. Verstümmelung weiblicher Genitalien“.
Die insgesamt registrierten Tatverdächtigen waren 2023, laut BKA, mit einem Plus von 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu 571.226 weiblich und mit einem Plus von 7 Prozent zu 1.565.240 männlich.

Quelle: fpd 854, www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/statistikenlagebilder_node.html

„Mädchen sind nach wie vor häufiger von Cybermobbing betroffen als Jungen”

Ein Ergebnis der aktuellen Jugendumfrage 2023/24 des SINUS-Instituts, im Auftrag der BARMER lautet: „Mädchen sind nach wie vor häufiger von Cybermobbing betroffen als Jungen.” Eindeutiger Spitzenreiter unter den Cyber-Mobbing-Kanälen bleibe, ohne geschlechtsspezifische Schwerpunkte, auch in diesem Jahr „Whats App”. Bei Instagram sei zwar insgesamt ein leichter Rückgang zu verzeichnen, dort seien es jedoch weiterhin eher Mädchen (38 Prozent) als Jungen (29 Prozent) die Cyber-Mobbing wahrnähmen (2021: 50 Prozent vs. 32 Prozent). Eine überwältigende Mehrheit aller Jugendlichen mit Cyber-Mobbing-Erfahrung sei auch 2023 Beleidigungen ausgesetzt gewesen oder habe sie beobachtet. Dass Gerüchte in die Welt gesetzt wurden, hätten insbesondere Mädchen (59 Prozent) beklagt, während Jungen (44 Prozent) dies weniger stark wahrgenommen hätten. Als Ansprechpartner*innen bei Cybermobbing seien, unabhängig vom Geschlecht, auch in 2023, nach wie vor, vor allem die Eltern genannt worden. Für einen Großteil der Mädchen (54 Prozent) seien jedoch auch Freund*innen weiterhin (2021: 52 Prozent) wichtige Ansprechpartner*innen bei dem Problem. „Eine fatale Entwicklung und nicht richtig!“, nennt die Studie die Erkenntnis, dass „zu viele Jugendliche versuchen, Cybermobbing zu ignorieren oder selbst zu lösen“. Cybermobbing lasse sich häufig nicht wirklich ignorieren und die Lösung sollte den Betroffenen nicht allein überlassen wer-den, heißt es weiter im Kapitel „Cybermobbing“ der Studie, für die Ende 23 repräsentativ 2003 Jugendliche von 14 bis 17 Jahren befragt wurden.

Alle Studienergebnisse und Hilfsangebote unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/psychische-gesundheit/cybermobbing-1004164

Quelle: fpd 852

„Antifeministisch motivierte Angriffe werden dramatisch unterschätzt und kleingeredet“

Von der „Meldestelle Antifeminismus“ der Amadeu Antonio-Stiftung, die ein Jahr nachdem sie ihre Arbeit aufgenommen hat ein erstes Lagebild veröffentlichte, heißt es: „Kaum ein anderes gesellschaftspolitisches Feld wird derart massiv, aber gleichzeitig unbemerkt angegriffen, wie die Gleichstellungs-, Geschlechter- und Familienpolitik.“ Demnach sind „814 der eingegangenen Meldungen als valider Vorfall bzw. verifizierte Betroffenen-Meldung dokumentiert worden. Gemeldet wurden Gewalt, Bedrohungen, Beleidigungen, aber auch Sachbeschädigungen, sowie Benachteiligung und antifeministische Mobilisierung. 372 der Meldungen wurden als ‚antifeministischer Vorfall‘ eingeordnet“. Frauenfeindliche, misogyne oder sexistische Botschaften (167) und Angriffe auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt (149) seien dabei mit Abstand die häufigsten Inhalte der als antifeministisch eingeordneten Vorfälle, so die, im Rahmen des Projekts „Antifeminismus begegnen – Demokratie stärken“, vom Bundesfrauenministerium geförderten Stelle. „Die Verbreitung und die Auswirkungen antifeministisch motivierter Angriffe werden dramatisch unterschätzt und kleingeredet. Wir haben erst begonnen, das Dunkelfeld zu erhellen. Schon jetzt zeigt sich, wie über Antifeminismus politisch Engagierte und Organisationen eingeschüchtert und bedroht werden, aber auch digitale, verbale und körperliche Angriffe erleben“, erklärte dazu Judith Rahner von der Stiftung. „Wenn sich Frauen und queere Menschen aus Politik, Journalismus und Aktivismus wegen der Angriffe aus der Öffentlichkeit zurückziehen, müssen wir von einer handfesten Bedrohung für Demokratie und gesellschaftliche Teilhabe sprechen. Politik und Sicherheitsbehörden sind jetzt gefragt, den Schutz von Lokalpolitiker*innen, Engagierten und auch Gleichstellungsbeauftragten zu gewährleisten.“

Quelle: fpd 852