Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Frauenanteil in der Ausbildung für MINT-Berufe stagniert bei 10 bis 15 Prozent

Die Arbeitsgruppe „Nationales MINT Forum“ macht in einem aktuellen Bericht zur Lage auf den zunehmenden Mangel an Fachkräften in den MINT-Berufen aufmerksam. Die Bemühungen, dem Fachkräfteengpass vor allem durch die Gewinnung von Mädchen und jungen Frauen zu begegnen, hätten bislang zu wenig gefruchtet, weil „Traumberufe junger Menschen“ immer noch durch Rollenstereotype geprägt würden und sich das Berufswahlverhalten kaum ändere. Der Frauenanteil in der Ausbildung für technisch-naturwissenschaftliche Berufe stagniere seit mehr als zwei Jahrzehnten bei 10 bis 15 Prozent. Zur Bewältigung der großen Zukunftsaufgaben, insbesondere für den Klimaschutz, würden aber junge Fachkräfte mit MINT-Qualifikationen benötigt.

Quelle: fpd 789

Die Wirtschaftsforschung verzeichnet Reaktionen auf das „Führungspositionen-Gesetz“

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) (Berlin) hat bereits Auswirkungen der vom Bundestag beschlossenen Reform des Führungspositionen-Gesetzes (FüPoG II) festgestellt. Das Gesetz regelt, eine Mindestbeteiligung von Frauen in den Vorständen von großen Unternehmen der Privatwirtschaft. In der Mitteilung heißt es, dass künftig 64 Unternehmen von den gesetzlichen Vorschriften betroffen seien und die neuen Regeln befolgen müssten. Weiter: „42 davon tun dies bereits, wie die vorliegende Analyse zeigt. Das sind 8 Unternehmen mehr als zum Zeitpunkt der Einigung einer Arbeitsgruppe der Großen Koalition auf den Gesetzentwurf im Herbst 2020. Somit hat das neue geplante Gesetz offenbar bemerkenswerte Antizipationseffekte ausgelöst und dazu beigetragen, dass der Frauenanteil in den Vorständen der betroffenen DAX-Unternehmen innerhalb eines guten halben Jahres von knapp 12 auf 16 Prozent gestiegen ist. Zuvor vergingen für einen Anstieg in dieser Größenordnung 5 Jahre. Infolge des neuen Gesetzes könnte es noch weiter bis auf 21 Prozent nach oben gehen.“
In der DIW-Analyse heißt es aber auch: „Allerdings haben einige Unternehmen mit der Berufung einer Frau ihren Vorstand gleichzeitig vergrößert, was den Anstieg des Frauenanteils abschwächt.“

Quelle: fpd 788

In jeder Altersgruppe erhalten Jungen deutlich mehr Taschengeld als Mädchen

„Frauen und Männer werden in Deutschland nicht nur im Berufsleben unterschiedlich vergütet, schon Mädchen und Jungen bekommen im Kinder- und Jugendalter unterschiedlich viel Taschengeld zur Verfügung gestellt.“ Eine repräsentative aktuelle Forsa­Umfrage trifft diese Feststellung, die der zum Burda-Medienkonzern gehörende Stuttgarter Kinderzeitschriften-Verlag Blue Ocean Entertainment für seinen „KIDS­Medienkompass“ veranlasst hat. In der Mitteilung heißt es weiter: „Erhalten Jungen im Alter von 4 bis 13 Jahren im Schnitt 15,34 Euro Taschengeld pro Monat, bekommen Mädchen dieser Altersgruppe im gleichen Zeitraum nur 13,76 Euro – und damit rund 11,5 Prozent weniger als die Jungen.“ Weiter: „Der ‚Gender Pocket Money Gap‘ zieht sich laut der Studienergebnisse durch die komplette Kindheit. Ob im Alter zwischen 4 und 6 Jahren, in dem nur etwa jedes fünfte Kind schon Taschengeld bekommt, über die Lebensjahre 7 bis 10, in denen sich etwa drei von vier Kindern über Taschengeld freuen dürfen, bis zu den 11- bis 13-Jährigen, von denen rund neun von zehn Kindern über Taschengeld verfügen: Jungen erhalten in jeder Altersgruppe im Schnitt ein höheres Taschengeld als Mädchen. Generell bekommen in Deutschland etwa 6 von 10 Kindern (59 Prozent) zwischen 4 und 13 Jahren Taschengeld – durchschnittliche 14,56 Euro pro Monat. Hier stehen die Mädchen einen Hauch besser da als die Jungen. Während 38 Prozent der Jungen kein Taschengeld bekommen, sind es bei den Mädchen nur 36 Prozent.“

Weitere Informationen hierzu: www.kidsmedienkompass.de

Quelle: fpd 788

Erstes Treffen der G20 Gleichstellungsministerinnen und -minister mit Schwerpunkt Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Zum ersten Mal überhaupt gab am 26.08.2021 ein Treffen der Gleichstellungsministerinnen und -minister der G20. Die „Conference on Women’s Empowerment“ wurde von Italien in Santa Margherita Ligure ausgerichtet. Italien hat 2021 den Vorsitz der G20-Staatengemeinschaft inne. Bislang gab es für Gleichstellungsthemen kein eigenständiges G20-Format. Die Premiere nun zeigt die gewachsene Bedeutung der Gleichstellung im internationalen Kontext.

Die Konferenz hat sich ins besonders mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gleichstellung der Geschlechter befasst. Der Schwerpunkt lag auf der ökonomischen Perspektive. Aus aktuellem Anlass wurde ebenfalls über die dramatische Situation von Frauen und Mädchen in Afghanistan gesprochen. Daneben standen auch Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie der Gewaltschutz von Frauen auf der Agenda.

Für die Bundesregierung war Juliane Seifert, Staatssekretärin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vor Ort: „Gerade bei der Bewältigung der Corona-Pandemie brauchen wir den Blick und den Einsatz für tatsächliche Gleichstellung zwischen Männern und Frauen. Ein wichtiger Bereich ist dabei der Arbeitsmarkt. Unser Ziel ist eine faire Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit und mehr qualifizierte Frauen in Führungspositionen. Die Gleichstellung der Geschlechter ist eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam und in internationaler Kooperation erreichen können. Mit der G20-Konferenz setzen wir dafür ein wichtiges Signal. Es ist zudem richtig und wichtig, dass die italienischen Gastgeber aus aktuellem Anlass auch über die Lage in Afghanistan sprechen wollen. Uns eint die Sorge über die Situation der Frauen und Mädchen dort, die Wahrung ihrer grundlegenden Rechte und Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt.“

Die Konferenz gliederte sich in zwei inhaltliche Panels, die sich mit der Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt und der Gleichstellung in der Digitalisierung sowie den Naturwissenschaften (MINT) befassten. Auch die Verringerung des Gender Pay Gaps sowie die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen waren Themen. Zusätzlich zu den G20 Gleichstellungsministerinnen und -ministern waren Vertreterinnen und Vertreter internationaler Organisationen sowie der Zivilgesellschaft, wie unter anderem OECD, ILO (International Labour Organisation) und UN Women, vertreten.

Quelle: Pressemitteilung des Bundesfamilienministeriums

Jahreskonferenz der Gleichstellungs- und Frauenminister*innen der Länder 2021

Gleichstellung bei Erwerbs- & Sorgearbeit
Die „gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Berufs- und Familienleben“ war das Hauptthema der 31. Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenminister*innenkonferenz der Länder (GFMK), die im Juni stattfand.
Die GFMK-Vorsitzende, Stefanie Drese, Sozial- und Gleichstellungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, erwartet, dass von der diesjährigen Konferenz „ein starkes Signal für eine partnerschaftliche Verteilung von Erwerbs­ und Sorgearbeit“ ausgeht. Die Vereinbarkeit beider Arbeiten sei kein Frauenthema. Vielmehr müssten Frauen und Männer, Unternehmer und Sozialpartner gemeinsam Lösungen erarbeiten. Aufgabe der staatlichen Ebenen sei es, die entsprechenden Rahmenbedingungen festzulegen. Konkret benannte Drese „die weitere Ausgestaltung der Arbeitszeitflexibilisierung (z.B. Home-Office) mit Blick auf Chancen und Risiken, den Abbau von einkommensteuerlichen Anreizen, die eine traditionelle Aufgabenteilung fördern (z.B. Ehegattensplitting) und die stärkere Inanspruchnahme von Elterngeld und Elternzeit durch Väter“. Im Bereich der öffentlichen Infrastruktur ständen der Ausbau einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen, flexiblen und „idealerweise beitragsfreien“ Kinderbetreuung, die Stärkung der pflegerischen Infrastruktur sowie Maßnahmen zur Inanspruchnahme von externen Dienstleistungen im Mittelpunkt.

Kampf gegen Gewalt an Frauen
Der inzwischen vollzogene Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention hat die GFMK zu scharfem Protest veranlasst. Die Konvention sei „ein Meilenstein auf dem Weg, Mädchen und Frauen vor den unterschiedlichsten Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt und vor häuslicher Gewalt zu schützen“ betonte die nordrhein-westfälische Kommunal- und Gleichstellungsministerin lna Scharrenbach. Weiter: „Die Kündigung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt durch die Türkei verurteilen wir scharf. Es ist unsere Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass die jahrzehntelangen Errungenschaften im Bereich der Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der Europäischen Union nicht vergebens sind. Die Kündigung der Konvention wird der Türkei und den Frauen in der Türkei ein wichtiges Instrument im Kampf gegen Gewalt entziehen.“
Auf Antrag von Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Saarland und Mecklenburg-Vorpommern wird die GFMK die Bundesregierung ersuchen, „auf europäischer Ebene auf einheitliche Schutzstandards in den Bereichen Prävention, des Opferschutzes, der Strafverfolgung und einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hinzuwirken, soweit eine Kompetenz der Europäischen Union dafür besteht“. Weiter: „Der von der Europäischen Kommission geplante Legislativvorschlag zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt sollte im Rahmen des Möglichen auch die Inhalte der Istanbul-Konvention enthalten.“

Rollenstereotype & Diskriminierung
Die Gleichstellungs- und Frauenminister*innen beschlossen ferner eine Initiative aus Mecklenburg-Vorpommern, die die Stärkung der Position von Frauen in der Computer- und Videospielbranche und der Gaming Community zum Ziel hat. Die Schweriner Gleichstellungsministerin Drese verwies auf die Absicht der Bundesregierung, in den kommenden Jahren 250 Millionen Euro in die Computerspielförderung zu investieren. Drese: „Die Computerspielbranche ist ein Wirtschaftszweig im Aufwind. Wir setzen uns für den Abbau von Rollenstereotypen und Diskriminierung in Computerspielen ein und unterstützen ausdrücklich die Kampagne ‚Hier spielt Vielfalt‘ der Games-Branche.“ Die GFMK spreche sich dafür aus, „darauf zu achten, dass vor allem innovative, auf Vielfalt ausgerichtete Spiele im Vordergrund stehen, die Geschlechterstereotype aufbrechen und sie nicht reproduzieren“. Darüber hinaus sollen Ausbildungs- und Studiengänge für Game Design oder Programmierung so ausgelegt werden, „dass sie auch für junge Frauen attraktiver werden“.

„Frauen an die Macht!“
Einstimmig hat die GFMK auf Antrag des Landes Berlin einen auf die Bundestagswahl ausgerichteten Aufruf unter dem Titel „Frauen an die Macht! – Für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft“ beschlossen. Darin wird festgestellt, dass trotz aller Fortschritte immer noch Frauen von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts betroffen seien. „Aus Sicht der GFMK liegen die Gründe für die anhaltende geschlechtsbezogene Diskriminierung von Frauen in institutionellen und gesellschaftlichen Strukturen, in denen das Machtgefälle zwischen Frauen und Männern zu Ungunsten von Frauen verankert ist“, heißt es in der Entschließung. Dass Frauen trotz dieser Benachteiligungen maßgeblich zum Gelingen der Gesellschaft beitrügen, habe die Corona-Pandemie eindrücklich gezeigt. Immer mehr Frauen und ihre Vereinigungen forderten deshalb „in nahezu allen Bereichen die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Entscheidungen ein“. Dies bedeute, wie die Bundeskanzlerin festgestellt habe, „Parität in allen Bereichen der Gesellschaft“.

Die Beschlüsse der 31. GFMK sind unter https://www.gleichstellungsministerkonferenz.de/Beschluesse.html abrufbar.

Quelle: fpd 787

„Vor allem Mütter arbeiten seit der Pandemie häufiger am Wochenende oder abends“

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (Nürnberg) ergab, dass gut jede zweite Mutter (52 %), jedoch nur knapp jeder dritte Vater (31 %) mit Kindern unter 14 Jahren ihre Arbeitszeit zu Beginn der Covid-Pandemie im Frühjahr 2020 teilweise auf die Abendstunden oder das Wochenende verlagert haben. Der Anteil bei den Müttern sei bis Oktober 2020 auf rund 26 % gesunken, habe im Schnitt aber noch immer den der Väter (rd. 18 %) deutlich übertroffen. IAB-Forscherin Corinna Frodermann: „Vor allem Mütter arbeiteten häufiger am Wochenende oder abends, u.a., um ihre Kinder bei Schul- und Kitaschließungen oder während des Distanzunterrichts betreuen zu können.“ Insgesamt hätten 33 % der Beschäftigten mit Kindern unter 14 Jahren ihre Arbeitszeiten zumindest teilweise verlagert; bei denjenigen ohne Kinder seien es 16 % gewesen.

Die Studie finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/nine-to-five-war-gestern-in-der-pandemie-haben-viele-beschaeftigte-ihre-arbeitszeiten-verlagert/

Quelle: fpd 788