Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Daten zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen in Deutschland bisher lückenhaft

Die Berichterstattungsstellegeschlechtsspezifische Gewalt des Deutschen Instituts für Menschenrechte (DIMR) hat einen ersten Bericht über die Datenlage zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Deutschland veröffentlicht. Der Bericht, der vom Bundesfrauenministerium geförderten Stelle, liefere „erstmals einen umfassenden Überblick über bestehende Erhebungen sowie Potenziale und Herausforderungen für ein menschenrechtsbasiertes indikatorengestütztes Monitoring geschlechtsspezifischer Gewalt in Deutschland“ und stelle „dabei systematisch dar, zu welchen relevanten Themenbereichen und Fragestellungen der Istanbul-Konvention (IK) administrative Daten auf Bundes- und Landesebene vorhanden sind und wer diese Daten bereitstellen kann“, so das DIMR.
Dem Bericht vorausgegangen war, dass die Expertengruppe GREVIO zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in ihrem Evaluationsbericht 2022 darauf aufmerksam machte, dass die Datenerhebung zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Deutschland lückenhaft sei. Eine besondere Herausforderung stelle das Fehlen einer einheitlichen juristischen Definition des Begriffs „Femizide“ dar.

Bericht: www.institut-fuer-menschenrechte.de/aktuelles/detail/geschlechtsspezifische-gewalt-in-deutschland-was-die-daten-ans-licht-bringen

Quelle: fpd 839

Lagebild „Häusliche Gewalt“: „Gewalt im persönlichen Nahraum hat viele Gesichter“

Vom Bundeskriminalamt (BKA) heißt es, anlässlich der Vorstellung des „Bundeslagebilds Häusliche Gewalt 2022“ durch BKA, Bundesfrauen- (BMFSFJ) und Bundesinnenministerium (BMI): „Gewalt im persönlichen Nahraum hat viele Gesichter – sie findet sehr häufig in Beziehungen und innerhalb der Familie statt.“ Demnach sind 240.547 Menschen im Jahr 2022 Opfer von häuslicher Gewalt geworden, was einen Anstieg um 8,5 Prozent gegenüber 2021 bedeute. 71,1 Prozent der Opfer seien weiblich und 76,3 Prozent der Tatverdächtigen männlich.
Im Bereich der Partnerschaftsgewalt sei die Anzahl der Opfer um 9,1 Prozent auf 157.818 gestiegen. Hier seien die Betroffenen zu 80,1 Prozent weiblich und die Tatverdächtigen zu 78,3 Prozent männlich. 133 Frauen und 19 Männer seien im Jahr 2022 durch ihre Partner oder Ex-Partner getötet worden.
Trotz, dass viele Taten, etwa aus Angst oder Scham, der Polizei nicht gemeldet würden, seien die Zahlen polizeilich registrierter „Häuslicher Gewalt“ in den letzten fünf Jahren um 13 Prozent gestiegen. Wie groß das Dunkelfeld ist. soll eine vom BMFSFJ, BMI und BKA verantwortete „geschlechterübergreifende Bevölkerungsbefragung zur Gewaltbetroffenheit in Deutschland – LeSuBiA“ bis 2025 herausfinden.
Quelle: fpd 837

„Sofortige Festnahmen können helfen, häusliche Gewalt zu verringern“

Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut) zeigt, dass „Häusliche Gewalt eine allgegenwärtige Bedrohung für das Wohlergehen von Frauen weltweit ist. Viele Opfer werden wiederholt von ihren Partnern misshandelt. Eine mögliche, aber umstrittene polizeiliche Maßnahme zur Bewältigung dieses Problems ist, Verdächtige unmittelbar vor Ort festzunehmen.“ Die Studie geht, mit Daten aus Großbritannien, der Frage nach, „wie man häusliche Gewalt effektiv stoppen kann“. Laut der Studienergebnisse wird ein Viertel der mutmaßlichen Täter, ohne sofortige Festnahme, innerhalb von 96 Stunden erneut gewalttätig. Eine sofortige Festnahme könne nahezu all diese Taten verhindern. Zusätzlich gehe im darauffolgenden Jahr die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholungstat um 50 Prozent zurück. Die Studie lege nahe, „dass die Festnahme einen direkten Einfluss auf den Rückgang der häuslichen Gewalt hat und die Opfer nicht etwa nur ihr Meldeverhalten ändern“, so das ifo-lnstitut.

Studie: www.ifo.de/publikationen/2023/aufsatz-zeitschrift/haeusliche-gewalt-und-die-hohe-anzahl-wiederholungstaten

Quelle: fpd 836

Studie offenbart hohe Prävalenz von geschlechtsbezogener Gewalt in der Wissenschaft

Als Schwerpunktthema im „CEWSjournal“ 2023/1 des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) des GESIS – Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Köln, heißt es: „Erste Ergebnisse der UniSAFE-Umfragestudie zeigen hohe Prävalenz von geschlechtsbezogener Gewalt in der Wissenschaft“. Demnach hätten 62 Prozent der im Rahmen der Studie über 42.000 befragten Studierenden und Beschäftigen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen angegeben, während ihres Studiums oder ihrer Tätigkeit mindestens eine Form von geschlechtsbezogener Gewalt erfahren zu haben; die Beschäftigen (73 Prozent) häufiger, als die Studierenden (58 Prozent). Die häufigste Form sei die psychische Gewalt mit einer Prävalenzrate von 57 Prozent, gefolgt von sexueller Belästigung (31 Prozent), ökonomischer Gewalt (10 Prozent), Online-Gewalt (8 Prozent), körperlicher Gewalt (6 Prozent) und sexualisierter Gewalt (3 Prozent). Die Umfrageergebnisse hätten zudem gezeigt, dass von allen untersuchten Gewaltformen Frauen und nichtbinäre Personen häufiger betroffen gewesen seien als Männer. Einzige Ausnahme bilde die körperliche Gewalt.
Bemerkenswert sei, dass lediglich 13 Prozent der Betroffenen einer geschlechtsbezogenen Gewalterfahrung diese auch gemeldet hätten; knapp zur Hälfte aus Unsicherheit in der Einschätzung, ob das Fehlverhalten der übergriffigen Person schwerwiegend genug gewesen sei, dies zu melden.
Quelle: fpd 831

Informationen für Eltern in leichter Sprache: „Kinder schützen leicht gemacht“

Das Institut zur Prävention von sexuellem Missbrauch, Amyna e.V., hat ein Heft unter dem Titel „Kinder schützen leicht gemacht“ herausgebracht, dass in leichter Sprache Eltern konkrete Informationen und passgenaue Tipps geben soll, die sie in ihrem Alltag umsetzen können, um ihre Kinder vor sexuellem Missbrauch und Gewalt zu schützen.

Weitere Informationen unter: https://amyna.de/wp/buchenbestellen/bestellung-broschueren-faltblaetter

Quelle: fpd 827

Rassismus und Extremismus im Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen

Der Paritätische Gesamtverband hat unter dem Titel „Gewaltschutz unter Druck – Umgang mit Rassismus und Rechtsextremismus im Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen“ eine kostenlose Broschüre veröffentlicht. Die Fachkräften des Hilfesystems, die laut aktueller Studienergebnisse ansteigend „von diskriminierenden, rassistisch motivierten oder rechtsextremen Äußerungen innerhalb der Einrichtungen und von Angriffen von außerhalb berichten“, Hilfestellung beim Erkennen und Einordnen der Phänomene geben und Handlungsmöglichkeiten eröffnen soll.

Download der Broschüre unter:
https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Schwerpunkte/vielfalt-o-alternative/doc/gewaltschutz_unter_druck_web.pdf

Quelle: fpd 821