Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Frauen auch in Nachrichtendiensten und Sicherheitsbehörden stark unterrepräsentiert

Der Spiegel (Ausgabe 43/33) hat unter dem Titel „Das Agentinnenproblem“ auf ein spezielles Problem von Frauenmangel und weiblicher Unterrepräsentanz aufmerksam gemacht. Dort heißt es, die deutschen Nachrichtendienste hätten „zu wenig Mitarbeiterinnen“, was „nicht nur ungerecht“ sei, sondern auch „ein Sicherheitsrisiko“ darstelle. Der Bereich Innere Sicherheit sei selbst im Jahr 2022 noch immer „äußerst männlich dominiert“, vor Nancy Faeser habe es noch keine Bundesinnenministerin gegeben. Ein „Frauenproblem“ hätten aber „vor allem die deutschen Nachrichtendienste“. Im internationalen Vergleich „gelten sie als kaum divers, wenig transparent und behäbig“, so das Magazin. Im Präsidium des BND sitze keine Frau. Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe erst seit vier Monaten eine Vizepräsidentin, lediglich der viel kleinere Militärische Abschirmdienst MAD werde seit Ende 2020 von einer Frau geleitet.
Auch im operativen Bereich, „im Einsatz draußen“, fehle es an Frauen, dabei würden sie dort besonders gebraucht, z. B. bei der Enttarnung von Terroristinnen und Spioninnen. Der Frauenmangel führe hier „zu blinden Flecken“. All das liege an dem „sehr männlichen Blick“ in den Sicherheitsbehörden. Auf die Frage, warum sich nicht mehr Frauen bei den Diensten bewerben, verweist der Spiegel nach Gesprächen mit den Mitarbeitenden auf „Männernetzwerke“, „Sexismus“ mit dem Zusatz, dieser habe zwar nachgelassen, sei aber nicht weg, die „härtere Beurteilung von Frauen“ und di Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Quelle: fpd 817

„Ohne geschlechtergerechte Lebensverhältnisse droht die Abwanderung junger Frauen“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen hat eine „Politikempfehlungen für gleichwertige und geschlechtergerechte Lebensverhältnisse“ veröffentlicht. Dort heißt es: „Wer gleichwertige Lebensverhältnisse will, muss für Geschlechtergerechtigkeit sorgen. Deshalb brauchen wir eine Arbeits- und Sozialpolitik, die geschlechtergerechte Ziele verfolgt. Vor allem ländliche Räume brauchen besondere Unterstützung zur Stärkung der Gleichstellungspolitik.“ Weiter wörtlich: „91 Prozent der Fläche Deutschlands sind ländliche Räume. Dort leben 57 Prozent der Bevölkerung. Für viele Menschen in ländlichen Räumen sind Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ÖPNV oder auch Beratungsstellen vor Ort nicht gegeben. Unsere Umfragen zeigen: Viele Gleichstellungsbeauftragte haben gerade in ländlichen Räumen einen schweren Stand. Verwaltungen nutzen deren Expertise nicht oder schließen gar Frauen­ und Gleichstellungsbeauftragte bewusst aus Beteiligungsprozessen aus. Die Konsequenz: Vor allem junge Frauen verlassen ländliche Räume, um in Großstädten bessere Chancen zu finden. Ein geschlechtersensibler Blick auf Abwanderung von Frauen und jungen Familien und den Erhalt von Daseinsvorsorgeeinrichtungen, wie Geburtsstationen, Beratungseinrichtungen etc. wird dringend für die Verwirklichung von gleichwertigen und geschlechtergerechten Lebensverhältnissen benötigt.“
Quelle: fpd 816

Bereits kurz nach dem Abitur rechnen junge Frauen mit niedrigeren Gehältern

Ein zentrales Ergebnis einer Studie über den „Gender Gap bei Einkommenserwartungen“ ist, dass „[Frauen] bereits kurz nach dem Abitur erwarten, dass sie im Alter von 35 Jahren in einem Vollzeitjob mit Hochschulabschluss ein um 15,7 Prozent niedrigeres monatliches Nettoeinkommen haben werden als Männer.“ Die Studie basiert auf Daten des Berliner Studienberechtigten-Panels (Best Up) und ist vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgestellt worden. „Fast die Hälfte der Unterschiede bei den Einkommenserwartungen von Frauen und Männern geht darauf zurück, dass Frauen aufgrund erwarteter familiärer Verpflichtungen mit weniger Einkommen rechnen. Obwohl sich Männer gleichermaßen ausreichend Zeit für die Familie wünschen, gehen sie im Gegensatz zu Frauen nicht davon aus, dass sie deshalb später Abstriche bei ihrem Erwerbseinkommen machen müssen“, merkt das DIW an und fügt hinzu: „Dass Frauen und Männer unterschiedliche Vorstellungen von ihrem späteren Einkommen haben, mag auf den ersten Blick nicht problematisch erscheinen, doch das Gegenteil ist der Fall. Wenn Frauen bspw. mit geringen Erwartungen in Gehaltsverhandlungen gehen, bekommen sie womöglich tatsächlich ein niedrigeres Gehalt. Zudem können Einkommenserwartungen mit darüber entscheiden, ob sich junge Menschen nach dem Abitur überhaupt für ein Studium einschreiben.“
Quelle: fpd 816

Europäische Bewegung sucht Vorschläge: Wer wird die nächste „Frau Europas?“

Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) will den von ihr gestifteten Preis „Frauen Europas“ auch im kommenden Jahr vergeben und ist auf der Suche nach „herausragenden Persönlichkeiten, die sich ehrenamtlich für die Europäische Einigung engagieren“. Vorschläge für Kandidatinnen werden noch bis Mitte Dezember 2022 entgegengenommen.
Info: https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/preis-frauen-europas/
Quelle: fpd 816

„Hauptsächlich Mädchen leisteten Care-Arbeit in der Pandemie“ – Sozialisation hierzulande geschlechterungerecht

Eine der Hauptergebnisse einer Studie zu den Folgen der Pandemie für Kinder, die von der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision veröffentlicht wurde und sich mit dem „Pandemie-Erleben von Kindern in Deutschland und Ghana“ befasst, ist das „Mädchen in Deutschland mehr Care-Arbeit, also Hausarbeit und Betreuung von Geschwistern, leisten [mussten] als Jungen.“ Die vorliegenden Daten der 2021 befragten 2.500 Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren zeigen laut World Vision, „dass in beiden Ländern besonders Kinder aus Familien mit geringen sozioökonomischen Ressourcen und in Deutschland auch Kinder mit einem Migrationshintergrund starken Belastungen in der Covid-19-Pandemie ausgesetzt waren“. So hätten sie größere Probleme im Homeschooling und weniger Hilfe beim Lernen durch kompetente Bezugspersonen gehabt und seien durch finanzielle Probleme ihrer Familien stärker belastet worden. Wörtlich: „Seit der Pandemie haben wir es mit einer Verschärfung schon vorher bestehender Bildungs- und Generalionenungerechtigkeiten zu tun. Bei monatelangen Schulschließungen zum Schutz älterer Generationen wurde der Bildungserwerb von Kindern in die hauptsächliche Verantwortung der Familien gestellt. Was sie leisten konnten, entschied maßgeblich über den Bildungserfolg.“

Die Forschungsleiterin der World-Vision-Studie, Dr. Caterina Rohde-Abuba, hob bei der Vorstellung der Studie als „deren überraschendstes Ergebnis“ hervor, „dass gerade in Deutschland das Geschlecht eine Rolle für das Pandemieerleben von Kindern spielt“. Wörtlich: „Während familiäre Hausarbeit und die Betreuung jüngerer Geschwister in Ghana von Mädchen und Jungen in vergleichbarem Maße geleistet wurden, zeigen die Studiendaten für Deutschland eine deutlich stärkere Einbindung von Mädchen. Dies kann für sie, genauso wie für Erwachsene, zu einer Vereinbarkeitsproblematik zwischen Care-Arbeit, Bildung und Erholung führen. Während in der Öffentlichkeit die Pandemie als Krise für Frauen und Mütter breit diskutiert wurde, haben wir bisher völlig vernachlässigt, dass offensichtlich Care-Arbeit auch an Kinder weitergegeben wurde. Dass dies in Deutschland vor allem Mädchen betrifft, muss uns in Hinblick darauf, wie geschlechtergerecht die Sozialisation junger Menschen bei uns ist, sehr zu denken geben.“

Quelle: fpd 815

Jede fünfte Beschwerde betraf das Diskriminierungsmerkmal „aufgrund des Geschlechts“

Der Jahresbericht 2021 der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) meldet, dass die Zahl der gemeldeten Fälle von Diskriminierung in Deutschland „auf hohem Niveau“ bleibt. Demnach sind im vergangenen Jahr „mehr als 5.600 Beratungsanfragen, die mit einem vom Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützten Diskriminierungsmerkmal zusammenhingen“, an die ADS gerichtet worden. Dies sei, so betont der Bericht „der zweithöchste Wert in der Geschichte der 2006 gegründeten Stelle“. Von den 2021 gemeldeten 5.617 Fällen bezogen sich 37 Prozent auf „rassistische Diskriminierung“, auf Platz 2 folgen die Merkmale „Behinderung und chronische Krankheiten“. Auf Platz 3 rangieren mit 20 Prozent die Diskriminierungen „aufgrund des Geschlechts“. Wesentlich weniger Vorwürfe betreffen die Diskriminierung „aufgrund des Alters“ (10 Prozent), „aufgrund von Religion und Weltanschauung“ (9 Prozent) und „aufgrund der sexuellen Identität“ (4 Prozent).
Quelle: fpd 813