Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Digitalisierung und Entgeltgleichheit

Die Digitalisierung stellt an sich weder die allgemein akzeptierten gleichstellungspolitischen Ziele für die Erwerbsarbeit infrage, noch löst sie die vorhandenen Probleme. Wenn aber eine aktive Gestaltung der Digitalisierungsprozesse am Arbeitsmarkt betrieben wird, hätte dieser Prozess durchaus das Potenzial, Verwirklichungschancen für alle Geschlechter zu verbessern. Wie auch in anderen Bereichen, kann die Digitalisierung als Gelegenheitsfenster für Gleichstellung genutzt werden. Eines der zentralen Themen im Kontext der Erwerbsarbeit ist die Entgeltgleichheit. Der Grundsatz der Entgeltgleichheit besagt, dass für gleiche oder gleichwertige Arbeit gleiches Entgelt gezahlt werden muss. Wird dagegen verstoßen, liegt Diskriminierung beim Entgelt vor. Im Kontext der Digitalisierung entstehen neue Herausforderung auf dem Weg zur Entgeltgleichheit: Die Regelungen im „Gesetz zur Förderung der Entgelttransparenz zwischen Frauen und Männern“ (Entgelttransparenzgesetz) greifen z.B. für Betriebe in der Digitalbranche häufig gar nicht, da es sich bei ihnen oftmals um Klein- und Kleinstbetriebe handelt, die nicht vom Entgelttransparenzgesetz erfasst werden. Die zum Einsatz kommenden Prüfverfahren sind nicht standardisiert und digitalisierungsbezogene Kompetenzen werden so nicht gesichert berücksichtigt.
Um die Entgeltstruktur im Unternehmen in Hinsicht auf Geschlechtergerechtigkeit zu überprüfen, stehen bereits erprobte Instrumente zur Verfügung. Ein auch im Gutachten zum Dritten Gleichstellungsbericht empfohlenes Instrument ist der Entgeltgleichheitscheck „eg-check.de“. Ob solche Instrumente zur Entgeltgleichheitsprüfung in Betrieben zum Einsatz kommen, entscheidet sich aber oftmals auch an den Rahmenbedingungen. Bereits formulierte einschlägige Leitbilder, eine Finanzierung der Überprüfung durch öffentliche Mittel oder digitalisierte Prüfprogramme sind Faktoren, die dies begünstigen können und somit auch Ansatzpunkte für engagierte betriebliche Akteur*innen, wie z.B. Gleichstellungsbeauftragte und Betriebsräte, bieten können.

Quelle: Neues aus der Geschäftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht, 22.09.2022

Zum Weiterlesen:

  • Themenblatt 15 (Dritter Gleichstellungsbericht): „Digitalisierung und Entgeltgleichheit“
  • Das Dossier „Auf dem Weg zur Entgeltgleichheit von Frauen und Männern – Daten, Ursachen, Maßnahmen“ gibt einen umfassenden und informativen Überblick über den aktuellen Stand der Entgeltgleichheit in Deutschland. Dabei geht es nicht konkret um das Thema Digitalisierung, die Broschüre bietet jedoch eine gute Basis für detailliertere Betrachtungen. Zum Bestellen oder Download auf der Seite des BMFSFJ.
  • Die Homepage des Programms „Entgeltgleichheit fördern“ sammelt vielfältige Informationen zum Thema Entgeltgleichheit. Zudem wird hier alles rund um den German Equal Pay Award veröffentlicht, der in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen wurde.

Unternehmenstag „Erfolgsfaktor Familie“

Bundesfamilienministerin Lisa Paus und DIHK-Präsident Peter Adrian haben beim Unternehmenstag „Erfolgsfaktor Familie“ 2022 unter dem Titel „Vereinbarkeit schafft Innovation“ mit Unternehmensvertreter*innen diskutiert, wie es Betrieben gelingen kann, mit Vereinbarkeitsangeboten Strukturen flexibler und damit die Arbeitsorganisation innovativer zu gestalten.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die Gewinner*innen des „Innovationspreises Vereinbarkeit“ durch die Bundesfamilienministerin und den DIHK-Präsidenten ausgezeichnet. Bewerben konnten sich Unternehmen, die während der Corona-Pandemie innovative Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (weiter-) entwickelt haben. Ausgewählt wurden die vier Gewinner von einer unabhängigen Jury aus Auditorinnen und Auditoren für das audit berufundfamilie.

Mehr Informationen zum Unternehmensnetzwerk und zum „Innovationspreis Vereinbarkeit“ finden Sie unter: www.erfolgsfaktor-familie.de

Quelle: Pressemitteilung des BMFSFJ

Der größte Mangel an Fachkräften herrscht in den Berufen mit ungleichen Geschlechterverhältnissen

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belegt jetzt, dass „besonders in Berufen mit ungleichen Geschlechterverhältnissen viele Fachkräfte fehlen“. Weiter: „Der Fachkräftemangel in Deutschland steigt seit Jahren branchenübergreifend an und lähmt die deutsche Wirtschaft.“

Das Institut dazu wörtlich: „Über alle Berufe hinweg fehlen derzeit fast 540.000 Fachkräfte. Besonders groß sind die Lücken in der Sozialarbeit, der Erziehung, der Pflege, der IT und dem Handwerk. Die 10 Berufe, die aktuell am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen sind, lassen sich als typische Männer- oder Frauenberufe beschreiben. Die akute Personalnot in der Sozialarbeit und -pädagogik sticht mit 20.600 nicht zu besetzenden Stellen am stärksten hervor. Auch in der Kinderbetreuung konnten über 20.000 Stellen nicht besetzt werden, da es rein rechnerisch kein Fachkräftepotenzial dafür gab.“

Quelle: fpd 813

„Ungleichstellung von Frauen und Männern in ihren Berufen, verursacht durch die Arbeitszeit“

Eine Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin) publiziert hat, macht auf die Ungleichstellung von Frauen und Männern bei der Entlohnung in ihren Berufen, verursacht durch unterschiedliche Arbeitszeiten, aufmerksam. Diese Ungleichheit bei den Bruttoeinkommen, so das Institut, habe sich seit den 1990er Jahren um die Hälfte erhöht. Während viele Gutverdienende länger arbeiteten, als sie eigentlich wollten, erreichten viele Wenigverdiener nicht die von ihnen angestrebten Arbeitszeiten, mit entsprechenden Folgewirkungen auf Löhne und Renten. Die 20 % Beschäftigten mit den höchsten Einkommen arbeiteten im Durchschnitt 38 Wochenstunden und damit 3 mehr als gewünscht. Demgegenüber würde von den 20 % der Beschäftigten mit der niedrigsten Entlohnung gern jeder vierte mindestens 4 Stunden länger beschäftigt sein. Dies gelte insbesondere für Frauen.

Quelle: fpd 813

„Frauenanteile in den kommunalen Parlamenten trotz Anstiegs weiter niedrig“

Der Frauenanteil in den kommunalen Vertretungen in Rheinland-Pfalz hat sich mit der Kommunalwahl 2019 zwar (auf 23,8 Prozent) erhöht, bleibt aber immer noch unter einem Viertel aller Mandate. Dies belegt der Zweite Paritätsbericht über die politische Teilhabe von Frauen und Männern, den die Landesregierung dem Landtag in Mainz vorgelegt hat, wo der Anteil der weiblichen Mitglieder derzeit 28,7 Prozent beträgt. Mit 35,8 Prozent liegt der Frauenanteil in den Stadträten der kreisfreien Städte am höchsten. Der Bericht enthält auch Handlungsempfehlungen für die paritätische Besetzung von Parlamenten und Räten in der Zukunft. So soll der Aufbau von parteiübergreifenden regionalen, wie bundesweiten Netzwerken für Frauen in kommunalen Führungspositionen unterstützt werden. Empfohlen wird auch, das kommunalpolitische Engagement für alle Geschlechter durch Veränderungen der Sitzungskultur und die Begrenzung von Sitzungszeiten attraktiver zu machen.

Quelle: fpd 812

„Es fehlt an Durchblick bei der Berufswahl“ – Mädchen mit mehr Selbstvertrauen

Eine von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegebene Befragung „Berufliche Orientierung im dritten Corona-Jahr“ durch das Institut iconkids & youth ergab, dass der Mehrheit der Jugendlichen der Durchblick bei der Berufswahl fehlt. 53 Prozent finden sich in den Informationen „nur schwer“ zurecht, nur 37 Prozent schätzen die Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung als „ausreichend“ ein. „Wichtigste Unterstützer:innen bei der Berufswahl“ sind für 73 Prozent die Eltern, gefolgt von „Schule & Lehrer“, „Internet“ (48 Prozent) und „Berufsberatung“ (36 Prozent). Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung wurden nur 61 Prozent der Befragten von den Eltern unterstützt. Auffällig ist ebenfalls, dass 25 Prozent der Jugendlichen mit niedriger Schulbildung sich „nicht gerne mit dem Thema Berufsorientierung befassen“. Insgesamt erklärten 56 Prozent der jungen Leute, „sehr gut“ oder zumindest „eher gut“ über den von ihnen angestrebten Beruf Bescheid zu wissen.
Die bundesweit befragten 1.666 Jugendlichen werden „grundsätzlich“ als „sehr selbstbewusst“ in der Einschätzung ihrer sozialen, emotionalen und selbstregulativen Fähigkeiten beschrieben. In der „Mädchengruppe“, so wird betont, sei der Anteil derer, die die eigenen Kompetenzen in Auffassungsgabe, Beharrlichkeit, Selbstständigkeit, Selbstvertrauen und Tatendrang positiv bewerten, „höher als in der Jungengruppe“.
Download der Umfrage: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/2022_Jugendbefragung_Corona.pdf
Quelle: fpd 812