Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„ln Deutschland fehlen 300.000 KiTa-Plätze für unter 3-Jährige – Besserung ist nicht in Sicht“

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) mit neuen Daten des Statistischen Bundesamts und des Bundesfamilienministeriums belegt, dass obwohl Eltern und ihre Kinder seit 10 Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, es in diesem Jahr für 299.000 Kinder unter 3 Jahren keinen Platz gab. Das IW resümiert: „1,16 Millionen Eltern wünschen sich einen Betreuungsplatz für ihr Kind, doch nur 857.000 bekamen einen. Insgesamt geht jedes siebte Kind unter 3 Jahren leer aus.“
Je nach Bundesland unterscheide sich die Betreuungssituation stark, betont das Institut. Am besten schneide Mecklenburg-Vorpommern mit einer Versorgungslücke von 3 Prozent ab, aber auch in den anderen ostdeutschen Bundesländern sei „die Lage vergleichsweise entspannt“. So lägen die KiTa-Versorgungslücken in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sämtlich unter 10 Prozent. Deutschlandweit am schwierigsten sei die Lage für Familien in Bremen. Hier fehle ein Betreuungsplatz für jedes fünfte Kind. Aber auch im Saarland sei die KiTa-Lücke mit 19,2 Prozent enorm groß.

Quelle: fpd 841

Frauen der Babyboomergeneration arbeiten im Alter länger als frühere Generationen

Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), in Zusammenarbeit mit dem Max­ Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR), zeigt, dass Frauen der Altersgruppe 55 bis 64 – sogenannte „Babyboomer“ – deutlich mehr Zeit in bezahlten Jobs verbringen als dies bei Frauen früherer Generationen der Fall war. Demnach waren, bei einer für die Altersgruppe 55 bis 64 Jahre rechnerisch maximal möglichen Erwerbsdauer von 10 Jahren, 1941 geborene Frauen im Durchschnitt 2,6 Jahre in durchgehender Vollzeitbeschäftigung erwerbstätig. Bei den Frauen des Geburtsjahrgangs 1955, lag der Wert mit 4,8 Jahren hingegen fast doppelt so hoch. Grund hierfür seien politische Reformen der Bereiche Arbeitsmarkt und Rente sowie ein höheres Bildungsniveau und ein gesünderes Altern als vorherige Generationen, so das BiB.

Deutliche Unterschiede Im Ost-West-Vergleich
Bei einem Ost-West-Vergleich fallen jedoch deutliche Unterschiede auf. So habe sich gezeigt, dass zum Zeitpunkt der Studie auf Basis von Daten des Mikrozensus, 1955 geborene westdeutsche Frauen mit 4,6 Jahren, gegenüber ostdeutschen Frauen mit 5,5 Jahren, die niedrigste Erwerbslebensdauer beider Geschlechter im Alter zwischen 55 und 64 Jahren hatten. „Die Differenzen erklären sich vorrangig durch Unterschiede bei den geleisteten Arbeitsstunden“, so Elke Loichinger, Forschungsgruppenleiterin am BiB. Weiter: „So haben ältere westdeutsche Frauen zwar ähnlich hohe Erwerbstätigenquoten wie ältere ostdeutsche Frauen, letztgenannte absolvieren aber durchschnittlich deutlich mehr Stunden pro Woche. Hier scheint sich positiv auszuwirken, dass in den betrachteten Generationen ostdeutsche Frauen schon von einer gut ausgebauten Kinderbetreuung profitieren konnten, während viele westdeutsche Frauen mit der Mutterschaft ihre Arbeitszeit erheblich reduzierten.“ Ob mögliches Potenzial für Anstiege, besonders für Frauen in Westdeutschland, erschlossen werden könne, hänge z. B. von arbeitsmarktpolitischen Anreizen, wie Flexibilität der Arbeitszeitgestaltung, ab. Auch die Ausübung unbezahlter Sorgearbeiten innerhalb der Familie könne bezahlter Erwerbsarbeit entgegenstehen.

Quelle: fpd 840

Daten zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen in Deutschland bisher lückenhaft

Die Berichterstattungsstellegeschlechtsspezifische Gewalt des Deutschen Instituts für Menschenrechte (DIMR) hat einen ersten Bericht über die Datenlage zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Deutschland veröffentlicht. Der Bericht, der vom Bundesfrauenministerium geförderten Stelle, liefere „erstmals einen umfassenden Überblick über bestehende Erhebungen sowie Potenziale und Herausforderungen für ein menschenrechtsbasiertes indikatorengestütztes Monitoring geschlechtsspezifischer Gewalt in Deutschland“ und stelle „dabei systematisch dar, zu welchen relevanten Themenbereichen und Fragestellungen der Istanbul-Konvention (IK) administrative Daten auf Bundes- und Landesebene vorhanden sind und wer diese Daten bereitstellen kann“, so das DIMR.
Dem Bericht vorausgegangen war, dass die Expertengruppe GREVIO zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in ihrem Evaluationsbericht 2022 darauf aufmerksam machte, dass die Datenerhebung zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Deutschland lückenhaft sei. Eine besondere Herausforderung stelle das Fehlen einer einheitlichen juristischen Definition des Begriffs „Femizide“ dar.

Bericht: www.institut-fuer-menschenrechte.de/aktuelles/detail/geschlechtsspezifische-gewalt-in-deutschland-was-die-daten-ans-licht-bringen

Quelle: fpd 839

Frauen tragen die überwiegende Last bei der Organisation des (Familien-)alltags

Ein Report des Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung kommt zu folgendem Ergebnis: „Unabhängig davon, ob sie in Teilzeit oder Vollzeit arbeiten und insbesondere, wenn Kinder im Haushalt leben, sind es zumeist die Frauen, die den Alltag organisieren.“ Dem Report zufolge hat die Befragung von 4.500 Erwerbspersonen ergeben, dass die kognitiven Aufgaben im Haushalt – notwendige Alltagsaufgaben planen, organisieren und an sie denken – zu 62 Prozent Frauensache und nur zu 20 Prozent Männersache sind. Neben der Aufteilung von Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen zeige somit auch der sogenannte „Mental Load“ eine zentrale Dimension partnerschaftlicher bzw. geschlechtsspezifischer Ungleichheit. Der deutlich höhere Anteil, den Frauen bei der Alltagsorganisation übernehmen, spiegle sich auch in einem höheren Belastungsempfinden wider. So hätten Frauen bei der Frage nach ihrer Belastung durch kognitive Aufgaben einen geschätzten Wert von 3,3 auf einer Siebener Skala angegeben.

Den Report finden Sie unter: www.boeckler.de/delfaust-detail.htm?sync_id=HBS-008679

Quelle: fpd 839

„Berufstätigkeit beider Elternteile bei Paaren mit minderjährigen Kindern ansteigend“

Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte, basierend auf Daten des Mikrozensus, mit, dass der Anteil erwerbstätiger Mütter minderjähriger Kinder von 60 Prozent im Jahr 2005 auf 69 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist. Der Anteil erwerbstätiger Väter minderjähriger Kinder sei im selben Zeitraum um 4 Prozent auf 92 Prozent gestiegen. Ein Grund für die Anstiege könne der Ausbau der Kinderbetreuung sein, so Destatis weiter. Angesichts der Zielsetzung des 2007 eingeführten Elterngelds, Väter stärker an der Betreuung der Kinder zu beteiligen, sei jedoch bemerkenswert, dass die Erwerbstätigenquote auch bei Vätern mit kleinen Kindern gestiegen sei, wenngleich deutlich geringer als bei Müttern.
Zudem habe die Auswertung gezeigt, dass im Jahr 2022 bei 66 Prozent aller gemischtgeschlechtlichen Paare mit minderjährigen Kindern beide Elternteile erwerbstätig gewesen seien; bei 26 Prozent nur der Vater, bei 3 Prozent nur die Mutter. Im Jahr 2005 seien dagegen bei nur 54 Prozent der Elternpaare beide Partner, bei 34 Prozent nur der Vater und bei 5 Prozent nur die Mutter erwerbstätig gewesen.

Die Studie finden Sie unter: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/08/PD23_323_12.html

Quelle: fpd 839

Väterreport: Väter engagieren sich immer stärker in der Familie – allerdings stimmen Wunsch und Wirklichkeit oft nicht überein

Der Väterreport beschreibt auf Basis amtlicher Statistiken, wissenschaftlicher Studien und repräsentativer Bevölkerungsbefragungen die Lebenslagen, Werte und Einstellungen von Vätern in Deutschland. Er nimmt erstmals auch verschiedene Vätertypen und ihre Wünsche, Aufgabenteilung und berufliche Situation in den Blick.

Zentrale Ergebnisse des Väterreports:

  • Das gesellschaftliche Vaterbild und die eigenen Vorstellungen von Vätern, wie sie ihre Rolle ausüben wollen, haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich hin zu mehr Partnerschaftlichkeit gewandelt. Dieser Trend setzt sich fort. Der vorliegende Väterreport zeigt, dass sich Väter viel stärker als früher eine partnerschaftlich organisierte Aufgabenteilung wünschen.
  • Väter möchten heute präsenter im Leben ihrer Kinder sein. Mehr Väter nehmen heute Elternzeit und sie verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern: 2019 waren es durchschnittlich 3 Stunden an Wochentagen – 1999 nur 1,9 Stunden. Knapp zwei Drittel der Väter wünschen sich jedoch mehr Zeit für die Kinder. Viele Väter wünschen sich eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung.
  • Der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen und dabei Elterngeld beziehen steigt stetig an: Während im Jahr 2008 der Vater jedes fünften Kindes in Deutschland Elterngeld bezogen hat, ist der Anteil bei den 2020 geborenen Kindern auf knapp 44 Prozent angestiegen.
  • Der Väterreport zeigt, dass es noch immer Lücken zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt, die sich durch viele Bereiche zieht. So findet jeder zweite Vater, dass kleine Kinder genauso gut von ihrem Vater betreut werden können, wie von ihrer Mutter und jeder zweite Vater möchte gern die Hälfte der Betreuung übernehmen. Tatsächlich tun dies nur 21 Prozent. Insgesamt wollen 43 Prozent der Väter einen größeren Anteil der Kinderbetreuung übernehmen als sie dies aktuell leisten.
  • Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich beim Erwerbsverhalten: Mittlerweile befürworten knapp zwei Drittel der Väter gleiche berufliche Chancen und die finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig verharren Väter im traditionellen Familienbild, wenn es um die zeitliche Aufteilung der Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit geht. Väter machen seltener als Mütter berufliche Abstriche zugunsten der Familie und gehen weniger in Teilzeit (2022: Väter 8 Prozent, Mütter 68 Prozent).
  • Wichtige Weichenstellungen zugunsten der gewünschten partnerschaftlichen Aufgabenteilung werden nach der Geburt gestellt und im Laufe der Zeit oft beibehalten. Deshalb haben Elternzeit und Elterngeld eine sehr hohe Bedeutung. 34 Prozent der Familien, in denen beide Elternteile Elternzeit genommen haben, sagen, dass sie dadurch zu einer gerechteren Aufgabenteilung gefunden haben. Insbesondere Elternzeiten von Vätern, die über zwei Partnermonate hinaus gehen, wirken sich positiv auf die partnerschaftliche Aufgabenteilung aus.
  • Insgesamt ist vielen Vätern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Anliegen. Dies wird auch in der weit verbreiteten Bereitschaft deutlich, zugunsten besserer Vereinbarkeitsbedingungen die Arbeitsstelle zu wechseln. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur mit aktiver Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter wird so zum Standortvorteil.
  • Mit der Einführung der Partnermonate im Elterngeld ist es in den Unternehmen zu einem Bewusstseinswandel gekommen. Die Familie und Sorgearbeit von Vätern ist durch deren Elternzeit sichtbar geworden und hat Einfluss auf betriebliche Prozesse genommen. Folglich nahm die Väterfreundlichkeit der Unternehmen zu. So hat sich der Anteil der Unternehmen, in denen männliche Führungskräfte Elternzeit nehmen, seit 2015 auf heute 34 Prozent verdoppelt.
  • In diesem Väterreport wurden erstmals fünf Vätertypen identifiziert: der überzeugte Engagierte, der urbane Mitgestalter, der zufriedene Pragmatiker, der etablierte Konventionelle und der überzeugte Rollen-Bewahrer. Die beschriebenen Vätertypen sind vereinfachende Prototypen und sie unterscheiden sich in ihren Einstellungen, in ihren Wünschen zur Aufgabenteilung von Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit, nach ihrer Nutzung des Elterngeldes, nach Alter der Kinder, Einkommen und Wohnumfeld.
  • Trotz der teils größeren Unterschiede zwischen den verschiedenen Vätertypen, wird jedoch deutlich: Das Modell des alleinigen Familienernährers schwebt immer weniger Vätern als Ideal vor. Nur rund ein Drittel der Väter wollen und leben dieses Modell. Die Mehrheit der Väter in Deutschland handelt bei der Kinderbetreuung zumindest ansatzweise partnerschaftlich – auch dank einer fortschrittlichen Familienpolitik, die mit dem Elterngeld und dem Ausbau der Kinderbetreuung eine partnerschaftliche Aufgabenteilung unterstützt. Zusätzlich leisten Unternehmen, die ihre Vereinbarkeitsangebote auch an den Erwartungen der Väter ausrichten, einen wesentlichen Beitrag.

Quelle: Pressemitteilung BMFSFJ