Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Wiesbaden) teilte mit: „Wie in anderen Industrieländern hat auch in Deutschland die Lohnungleichheit in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Doch während andernorts beruflicher Eigenschaften wie Zulassungsvoraussetzungen die Ungleichheit tendenziell vergrößern, scheint in Deutschland das Gegenteil der Fall zu sein.“ Konkret: „Mehr Lehrerinnen, mehr Pfleger und Pflegerinnen, mehr Verwaltungsberufe. Ohne die positive Lohn- und Beschäftigungsentwicklung in Berufen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden oder die eine bestimmte Ausbildung voraussetzen, wäre die Lohnungleichheit in Deutschland zwischen 1992 und 2012 noch deutlich stärker ausgefallen. Um 25 Prozent größer wäre dann der Unterschied zwischen dem unteren (10. Perzentil) und oberen Lohnniveau (90. Perzentil).“
Das Institut dazu weiter erläuternd: „Um überhaupt Aussagen über die Lohnverteilung und die Schere zwischen hohen und niedrigen Löhnen treffen zu können, ist es in der Statistik üblich, solche Daten in sogenannte Perzentile einzuteilen. Das ist etwa so, als würde man 100 Menschen in eine Reihe stellen, die repräsentativ für die Lohnverteilung in Deutschland sind. Der erste würde am wenigsten, der 100. am meisten verdienen. Fragt man nun den 50. in der Reihe, wie viel er verdient, erhält man den sogenannten Median: Es gibt genauso viele Menschen, die weniger verdienen, wie Menschen, die mehr verdienen als dieser.“
Das mittlere Lohnsegment, also der Median, habe 1992 bei einem Stundenverdienst von 13,50 Euro (brutto) gelegen. Die eine Hälfte der Beamten und Angestellten habe also mehr, die andere weniger verdient. 20 Jahre später sei dieser Median um fast 13 Prozent höher auf gut 15 Euro angestiegen. Wörtlich: „Der 90. Mensch in der Reihe aber konnte im gleichen Zeitraum seinen Lohn um 18 Prozent auf knapp 26 Prozent steigern, der 10. Mensch in der Reihe dagegen legte beim Verdienst lediglich um gut 5 Prozent zu und verdiente 2012 8 Euro pro Stunde. Die Ungleichheit der Löhne hat demnach deutlich zugenommen: Verdiente der 90. Mensch 1992 nur 2,8-mal so viel wie der 10., so waren es 2012 bereits 3,25-mal so viel.“
Quelle: fpd 796