Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Die Nationale Gleichstellungsstrategie – „Meilenstein“, „Appell“ oder „kein Biss“?

Die Nationale Gleichstellungsstrategie – „Meilenstein“, „Appell“ oder „kein Biss“?

15.09.2020

Die von der Bundesregierung beschlossene erste ressortübergreifende Nationale Gleichstellungsstrategie wird erwartungsgemäß unterschiedlich beurteilt. Für Bundesfrauenministerin Franziska Giffey ist die Selbstverpflichtung des Kabinetts, bei allen Gesetzen und Förderprogrammen auf die Konsequenzen für Frauen und Geschlechtergerechtigkeit zu achten, „ein Meilenstein, der Maßstäbe für das Regierungshandeln und auch für weitere Legislaturperioden setzt“.

Die Vorsitzende der Gruppe der Frauen der Unionsfraktion, Yvonne Magwas, nennt es „grundsätzlich begrüßenswert, dass sich die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion bewusst ist und als ein Ziel ihrer ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie festgehalten hat, dass die gleichberechtigte Teilhabe in Leitungsfunktionen des öffentlichen Dienstes bis Ende 2025 für den Geltungsbereich des Bundesgleichstellungsgesetzes festgeschrieben wird“.

„8 Tage nach Übernahme der deutschen Ratspräsidentschaft ist Franziska Giffey als Gleichstellungsministerin ein Coup gelungen“, erklärte die Bundesvorsitzende der ASF und Europaabgeordnete Maria Noichl. Mit der nationalen Gleichstellungsstrategie sei Deutschland „Vorbild für europäische Nachbarinnen“ und agiere „Hand in Hand mit der europäischen Gleichstellungsstrategie für eine geschlechtergerechte Zukunft“.

Als „wichtige Kursvorgabe für gleichstellungsorientiertes Regierungshandeln“ begrüßte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Melanie Hengst, das Projekt, mahnte aber, dass die Umsetzung „stringent und nachhaltig“ erfolgen müsse, „auch innerhalb der Bundesministerien und deren nachgeordneten Behörden“. „Es muss endlich Schluss sein mit dem Flickenteppich aus unterschiedlichen Standards“, forderte sie.

Mit der Nationalen Gleichstellungsstrategie setze die Bundesregierung zwar ein zentrales Vorhaben ihrer Gleichstellungsstrategie um, die Strategie habe jedoch „zu wenige Zielstellungen“, so die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Mona Koppers. Denn „im Wesentlichen“ bündele sie „die bereits im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen“. Der DF hätte „es begrüßt, wenn alle Ressorts verpflichtet worden wären, die Gleichstellung zum roten Faden all ihrer Vorhaben zu machen“. Dieser Faden fehle.

Quelle: fpd 765

 

 

„Das Konjunkturpaket der Bundesregierung setzt wichtige Impulse für die Gleichstellung“

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„Das Konjunkturpaket der Bundesregierung setzt wichtige Impulse für die Gleichstellung“

29.07.2020

Nach Bewertung durch Bundesfrauenministerin Franziska Giffey setzt das Konjunkturpaket der Bundesregierung zur Corona-Krise auch „wichtige Impulse für die Gleichstellung“. Die „Milliarden-Hilfen“ kämen „gerade auch Frauen zugute“, so die Ministerin. Wörtlich: „Die Corona-Krise hat gezeigt: Frauen halten den Laden zusammen – ob es um die Kinderbetreuung, um die Pflege Angehöriger, um Home Schooling oder um die systemrelevanten Berufe geht. Daher ist es wichtig, dass die Milliarden-Hilfen auch den Frauen zugutekommen. Ich freue mich, dass zum Beispiel das Programm für Überbrückungshilfen besonders auf Branchen fokussiert ist, in denen überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten. Zusammen mit den Milliarden-Investitionen in eine gute Kinderbetreuungsinfrastruktur wird hier auch ein wichtiger gleichstellungspolitischer Impuls gesetzt, der Vereinbarkeit, Erwerbstätigkeit und Unternehmertum von Frauen nachhaltig unterstützt.“

Quelle: fpd 762

„(Keine) Gleichberechtigung in Talkshows – Männer als Experten, Frauen als Betroffene“

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„(Keine) Gleichberechtigung in Talkshows – Männer als Experten, Frauen als Betroffene“

22.07.2020

Der Spiegel untersuchte unter dem Titel „Wer das Sagen hat – Gleichberechtigung in Talkshows“, warum nur ein Drittel der Gäste Frauen sind. Diese „ungleiche Verteilung“, so das Nachrichtenmagazin, sei zwar „in Vor-Corona-Tagen annähernd ähnlich“ gewesen, in der Krise aber „besonders offensichtlich“.
Männer seien „die Experten“, ihnen werde die „größere Deutungshoheit zugestanden“, Frauen seien „vor allem betroffen“. Sie berichteten „vom Stress mit den Kindern, die sie zu Hause unterrichten, während sie gleichzeitig ihre Arbeit im Homeoffice erledigen“. Auch Krankenschwestern würden „eher als Leidtragende in die Sendungen geholt, weniger als Fachfrauen im Umgang mit Kranken“. Der Spiegel dazu: „In dieser Kategorie der Betroffenen sind die Frauen tatsächlich in der Überzahl.“ Der „einzige weibliche TV-Star der Corona-Berichterstattung sei die Virologin Melanie Brinkmann. Das Magazin zitiert die Rostocker Medienforscherin Elizabeth Prommer so: „Wir kultivieren das Bild eines Experten, der männlich zu sein hat. Die Abwesenheit der Frauen wiederum unterstellt, dass wir ihnen weniger zutrauen können. Sie können diesen Bildern zufolge keine Expertinnen sein oder wenn, dann nur als Sonderfall.“

Quelle: fpd 761

„Care-Arbeit Ist nicht nur systemrelevant, sie ist das Fundament unseres Systems“

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„Care-Arbeit Ist nicht nur systemrelevant, sie ist das Fundament unseres Systems“

22.07.2020

Ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen hat einen umfangreichen Forderungskatalog mit dem Ziel der Gleichstellung der Geschlechter auch bei der Care-Arbeit im Internet platziert.
Care-Arbeiten, so heißt es in dem „Equal Care Manifest“, würden „vor allem von Frauen und Mädchen getragen – unbezahlt oder unterbezahlt“. Dadurch bleibe ihnen „weniger, manchmal gar keine Zeit für Erwerbsarbeit, zur Aus- und Fortbildung“, und sie verfügten „deshalb über weniger oder kein eigenes Einkommen“. Am deutlichsten werde „die Schlechterstellung von Frauen durch den Gender Care Gap schließlich beim Blick auf die Rentenlücke“.
Das Manifest wirbt für „ein gleichberechtigtes Miteinander in gelebten familialen und anderen Verantwortungsgemeinschaften in Deutschland und weltweit“. Es gehe um „eine faire Verteilung von Care-Arbeit unabhängig von Geschlecht, Einkommen und Herkunft, um Augenhöhe und Respekt“.
Es werden Wirtschaft, Wissenschaft und Politik dazu aufgerufen, sich „für eine faire Verteilung von Sorgearbeit, Einkommen und Vermögen“ einzusetzen. An die Bundesregierung wird appelliert, sich „weltweit für die ideelle und finanzielle Anerkennung und eine faire Verteilung von Sorgearbeit stark zu machen“.

Equal Care Manifest: https://equalcareday.de/manifest/

Quelle: fpd 761

„Seit Wochen erklären uns vor allem Männer die Corona-Krise“

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„Seit Wochen erklären uns vor allem Männer die Corona-Krise“

17.07.2020

Die Initiative ProQuote Medien e.V. hat die „Kampagne für mehr Corona-Expertinnen in der Öffentlichkeit“ gestartet. „Seit Wochen erklären uns vor allem Männer die Corona-Krise. In den Medien kommen vornehmlich männliche Experten zu Wort. Uns reicht’s“, erklärte die Vorsitzende Edith Heitkämper in Hamburg. Sie forderte: „Wir wollen mehr Virologinnen, lnfektiologinnen, Epidemiologinnen oder lntensivmedizinerinnen sehen, die für uns die Pandemie einordnen und erklären. Wir wollen mehr Sozialwissenschaftlerinnen, Philosophinnen, Erziehungswissenschaftlerinnen, Wirtschaftswissenschaftlerinnen hören oder lesen, die für uns die gesellschaftlichen Auswirkungen analysieren. Die Zeiten, in denen vor allem Männer die Welt erklären und Frauen dazu brav nicken, sollten längst vorbei sein.“

Quelle: fpd 760

Bundesfrauenministerin Giffey legt erste nationale Gleichstellungsstrategie vor

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Bundesfrauenministerin Giffey legt erste nationale Gleichstellungsstrategie vor

09.07.2020

Das Bundeskabinett hat die von Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey vorgelegte nationale Gleichstellungsstrategie beschlossen. Es handelt sich um die erste ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie einer Bundesregierung überhaupt.

Unter dem Motto „Stark für die Zukunft“ legt die Strategie Ziele der gesamten Bundesregierung für die Gleichstellung von Frauen und Männern fest. Diese sind die Grundlage aller Ministerien für die Ausgestaltung ihrer Gesetzgebung oder ihrer Förderprogramme. Drei zentrale gleichstellungspolitische Herausforderungen werden in der Gleichstellungsstrategie benannt:

  • Wie schaffen wir es, dass Frauen und Männer im Lebensverlauf gleichermaßen gut von ihrem Einkommen leben, sich beruflich entwickeln und gleichberechtigt Erziehungs-, Haushalts- und Pflegearbeit wahrnehmen können?
  • Wie schaffen wir es, dass Frauen und Männer gleichermaßen an der Gestaltung der Zukunft unseres Landes in Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft beteiligt sind?
  • Wie kann die Bundesregierung Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in allen Politikbereichen herstellen?

Zudem werden neun Ziele für die Gleichstellung formuliert. Die Gleichstellungsstrategie legt fest, mit welchen Maßnahmen die Bundesregierung diese Ziele erreichen will.

Die neun Ziele sind:

  • Entgeltgleichheit und eigenständige wirtschaftliche Sicherung im Lebensverlauf
  • Soziale Berufe als attraktive und flexible Karriereberufe stärken
  • Gleichstellungspolitische Standards in der digitalen Lebens- und Arbeitswelt
  • Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf stärken – eine gleichberechtigte Verteilung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern fördern
  • Gleichberechtigte Karrierechancen und Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen
  • Gleichberechtigte Beteiligung von Frauen in Parlamenten auf allen Ebenen
  • Gleichberechtigte Präsenz und Teilhabe von Frauen und Männern in Kultur und Wissenschaft
  • Der öffentliche Dienst des Bundes baut bei der Vereinbarkeit und gleichberechtigten Teilhabe an Führungspositionen seine Vorreiterrolle aus
  • Die Bundesregierung fördert die tatsächliche Gleichstellung querschnittlich und strukturell

Die Gleichstellungsstrategie und weitere Informationen finden Sie auf der neuen Webseite www.gleichstellungsstrategie.de

Quelle: Pressemitteilung BMFSFJ