Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, die unter der Überschrift „Alles beim Alten“ im Policy-Brief Nr. 83 des Instituts veröffentlicht wurde, kommt zu folgendem Ergebnis: „Obwohl beide Geschlechter sich eine ausgeglichenere Aufteilung wünschen, leisten erwerbstätige Frauen, auch wenn sie Vollzeit berufstätig sind oder keine Kinder im Haushalt leben, deutlich mehr Sorgearbeit als Männer.“ Demnach arbeiten erwerbstätige Frauen pro Woche 54 Stunden, davon 28 Stunden in bezahlter Tätigkeit und durchschnittlich 26 Stunden unbezahlt. Im Vergleich dazu arbeiten erwerbstätige Männer mit 53 Stunden insgesamt zwar nur eine Stunde weniger pro Woche, davon aber nur rund 8 Stunden unbezahlt. Am größten sei der Unterschied bei der Aufteilung der unbezahlten Arbeit mit 15 Stunden, wenn Kinder unter 6 Jahren im Haushalt leben. Auch bei der Pflege von Angehörigen klaffe die Lücke. Mehr als ein Drittel der erwerbstätigen Frauen, aber nur knapp 28 Prozent der erwerbstätigen Männer pflegen demnach über 10 Stunden pro Woche.
„Die Einführung einer Familienarbeitszeit, die Verlängerung der Partnermonate beim Elterngeld und die Verbesserung der institutionellen Kinderbetreuung könnten dazu beitragen, die Verteilung der Erwerbsarbeitszeiten zwischen Frauen und Männern anzugleichen“, meint Dr. Yvonne Lott, Autorin der Studie, die auf einer Sonderauswertung der Zeitverwendungserhebung 2022 basiert, für die erwerbstätige Personen von 18 bis 64 Jahren befragt wurden. Wegen des hohen wöchentlichen Zeitaufwands für Pflege, der überwiegend von Frauen getragen werde, seien zudem Lohnersatzleistungen für Pflegezeiten relevant. Eine verkürzte Vollzeitarbeit, wie die 4-Tage-Woche, schaffe Paaren mehr Freiraum, unbezahlte Arbeit gerechter zu verteilen und Frauen längere Erwerbsarbeitszeiten zu ermöglichen.
Quelle: fpd 863, www.wsi.de/de/faust-detail.htm?produkt=HBS-008938