Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Die Sinus-Jugendstudie 2024 kommt zu folgender Erkenntnis: Auch wenn viele Jugendliche hierzulande charakterliche und äußere Zuschreibungen sowie Rollenerwartungen nach Geschlechterkategorien als „antiquiert und unsinnig“ bewerten, „wirken diese nach wie vor intensiv bei der Zuschreibung von Eigenschaften zu Geschlechtern nach“. Demnach nehmen die 14- bis 17-Jährigen, die von Juli bis September 2023 vom Sinus-Institut befragt wurden, für Mädchen/Frauen die Zuschreibungen: „Zurückhaltend, lästern viel, legen Wert auf Äußeres, tanzen Ballett, schwächer, mögen Rosa / Pink, haben lange Haare, Kinderbetreuung, Mutterschaft, hübsch aussehen, Haushalt, emotionale Intelligenz, feminine Kleidung aber nicht ‚zu freizügig‘ sowie tragen Make-up und künstliche Nägel“ wahr. – Als Zu-schreibungen für Jungen/Männer wurden genannt: „Pragmatiker, weinen nicht, angstfrei, Beschützer, zeigen keine Gefühle, sportlich, Anführer, draufgängerisch, stark, spielen Fußball, dominant, leistungsorientiert, verdienen Geld, mögen Blau, rationales Denken und haben Bartwuchs“.

Teile der Jugendlichen können sich mit bestehenden Rollenbildern identifizieren
In der vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema werde deutlich, dass viele der Jugendlichen „mit den Rollenstereotypen zumindest unterschwellig doch d’accord sind“. Demnach könnten sich bspw. „traditionell-bürgerliche Jugendliche gut mit den bestehenden Rollenbildern identifizieren“. Vor allem visuelle Differenzen zwischen den Geschlechtern würden hier betont. Die meisten dieser Jugendlichen lehnten jedoch eine feste Rollenzuweisung in „Ernährer“ und „Hausfrau“ ab. Festgefügte Geschlechtsidentitäten und Rollenbilder ließen sich v. a. unter Jungen mit formal niedriger Bildung ausmachen, nicht selten gepaart mit religiösen Überzeugungen. „Diese Jugendlichen haben ein sehr traditionelles binäres Rollenbild verinnerlicht und bewerten dieses positiv. Wirklich eingeschränkt oder unter Druck gesetzt durch Rollenerwartungen fühlen sich aber weder Jungen noch Mädchen“, heißt es in der Studie.

Quelle: fpd 857, www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/549130/wie-ticken-jugendliche-sinus-jugendstudie-2024/